Flexibilitätsvermarktung von Behind-the-Meter Batteriespeichern: Modelle, Zielkonflikte und ein Benchmark zur Orientierung

Eines ist klar: Für eine erfolgreiche Energiewende müssen dringend Flexibilitäten in die Märkte integriert werden. Die letzten Wochen zeigen es, erneuerbare Einspeisung allein reicht nicht aus – die Preise gehen in den Keller, wenn die Sonne scheint und schießen durch die Decke, wenn die Sonne nicht scheint.

Die somit entstehende Duck Curve setzt klare Marktimpulse: Flexibilitäten werden essenziell – sowohl zur Stabilisierung des Systems als auch zur wirtschaftlichen Optimierung. Insbesondere im Bereich der Batteriespeicher (BESS) ergeben sich drei zentrale Geschäftsmodelle mit hohem Potenzial:

1.       Utility-Scale BESS mit Cross-Market-Strategie

Aufbau von Großbatteriespeichern in der cross-market-Optimierung mit Teilnahme am Wholesales-Markt (Day-Ahead/Intraday) als auch Regelleistungsmarkt zur Maximierung der Erlöse und Bereitstellung systemstabilisierender Dienste.

2.       Colocated BESS an PV-Standorten

Integration von Speicherlösungen in bestehende oder geplante PV-Projekte zur Erhöhung der Marktwertfähigkeit und besseren Steuerung der Einspeiseprofile. Damit werden Flexibilitäten in erneuerbare Portfolien eingebettet und am Wholesales-Markt (Day-Ahead/Intraday) vermarktet.

3.       Behind-the-Meter BESS mit Multi-Use-Ansatz

Kombination aus kostenoptimierter Eigenverbrauchsoptimierung für die Liegenschaft und gezielter Marktpartizipation – für Stromlieferanten mit Industrie- und Gewerbekunden und Betreiber von Quartierslösungen zunehmend attraktiv.

Energiekoppler ist mit dem Flexibilitätswerk in allen drei Bereichen aktiv. Besonders herausfordernd – aber auch besonders chancenreich – ist dabei die Vermarktung von behind-the-meter (btm)-Speichern. Diese Form bietet durch bestehende Netzanschlüsse großes Potenzial, stellt jedoch zugleich die höchsten energiewirtschaftlichen und technischen Anforderungen.

Die Integration von btm-Batteriespeichern in eine marktorientierte Multi-Use-Optimierung – häufig auch als #NEWSOLAR bezeichnet – ist eine komplexe energiewirtschaftliche Aufgabe. Betreiber solcher Standorte müssen in der Regel mit zwei energiewirtschaftlichen Rollen agieren: dem Energieversorger und dem Direktvermarkter (bei PV-Anlagen > 100 kW). Beide verwalten eigene Bilanzkreise:

Der Energieversorger für den Reststrombezug

Der Direktvermarkter für die Überschusseinspeisung

Ein marktoptimierter Batteriespeicher, der sowohl Strom aus dem Netz bezieht als auch einspeist, greift somit in beide Bilanzkreise ein.

Darüber hinaus, ist die Wahl des passenden Vermarktungsmodells für Behind-the-Meter (btm)-Liegenschaften sehr komplex – aber auch wirtschaftlich entscheidend. Neben der klassischen kostenoptimierten Eigenverbrauchsoptimierung ohne aktiven Netzbezug oder -einspeisung des Speichers bieten sich mehrere zusätzliche Optimierungsansätze zur gezielten Nutzung von Flexibilität an:

1.       Lastgangbasierte Bezugsoptimierung zur Reduktion von Stromkosten durch marktpreisorientiertes Laden --> Minimierung der Strombezugskosten

2.       PV-Shifting zur Erlösoptimierung, indem überschüssige Erzeugung in Hochpreiszeiten verschoben wird --> Maximierung der Einspeiseerlöse

3.       Hybridstrategien, die beide Ansätze kombinieren und bedarfsgerecht steuern

Im Gegensatz dazu steht die stand-alone-Vermarktung der Batterie am Wholesales-Markt, bei der der Speicher vollständig marktdienlich betrieben wird – jedoch ohne Eigenverbrauchsanteil.

Sämtliche dieser Vermarktungswege stehen in einem wirtschaftlichen Zielkonflikt zueinander: Aus Sicht eines Gewerbetreibenden – und damit Endkunden – bestehen unterschiedliche Anreize und Risiken (z. B. Marktprämie, Netzentgelte, variable Tarife …). Zudem erfordert die Besetzung der verschiedenen energiewirtschaftlichen Rollen einen jeweils unterschiedlichen Aufwand. Entscheidend für die Wahl des wirtschaftlich sinnvollsten Weges ist jedoch vor allem der individuelle Verbrauchs- und Erzeugungslastgang der jeweiligen Liegenschaft.

Unsere Lösung:

Um in diesem komplexen Umfeld Orientierung zu bieten, haben wir auf Basis der kostenoptimierten Eigenverbrauchsoptimierung unseres Flexibilitätswerks einen umfassenden Benchmark entwickelt. Dieses Tool vergleicht verschiedene Vermarktungsstrategien transparent miteinander und schafft damit eine fundierte Grundlage für die Entscheidung, wie btm-Flexibilitäten bestmöglich eingesetzt werden können.

Im nächsten Beitrag stellen wir diesen Benchmark im Detail vor – und zeigen, wie sich mit seiner Hilfe unterschiedliche Szenarien bewerten und wirtschaftlich optimieren lassen.