CEO Jens Werner über die Herausforderungen und Chancen Virtueller Kraftwerke

Flexibilitätsvermarktung neu gedacht: DieEnergiekoppler GmbH auf der E-World

DieEnergiekoppler GmbH präsentieren auf der diesjährigen E-World neue Innovationen rundum das Thema Virtuelles Kraftwerk. Welche Herausforderungen in den verschiedenen Anwendungsfällen bestehen, hat Jens Werner, CEO und Co-Founder geschildert.

Können Sie uns zunächst einen kurzen Überblick über Ihr Unternehmen und Ihre Rolle geben?

Bei DieEnergiekoppler GmbH bin ich neben Irina Weis und Tobias Westerheide einer der drei operativ tätigen Gesellichafter und übernehme mit Irina Weis gemeinsam die Geschäftsführung. In dieser Rolle bin ich cross-funktional aktiv, gestalte die strategische Ausrichtung des Unternehmens und führe insbesondere als Head of Sales und Head of Operations zwei Gruppen, die immer nah an der Anwendung und Verwendung unseres Produkts, dem Flexibilitätswerk, sind.

 

Mit ihrem Produkt, dem Flexibilitätswerk als Virtuelles Kraftwerk, sind Sie insbesondere in der Direktvermarktung von erneuerbaren Energien aktiv. Welche Herausforderungen müssen Sie hier begegnen?

Ich sehe hier im Kern drei wesentliche Herausforderungen. Zum einen müssen wir schnellstmöglich dafür sorgen, dass auch erneuerbare Kleinanlagen in den Energiemarkt, sprich die Direktvermarktung, eingebettet werden aber auch die Abschaltbarkeit durch den Netzbetreiber gewährleistet wird. Aktuell treiben Sie die negativen Preise an der Börse bei erneuerbarem Überschuss, was ja auch eine Bremse für die Energiewende ist, wenn die Refinanzierbarkeit der erneuerbaren Anlagen nicht mehr sichergestellt werden kann. Zweitens müssen wir uns in diesem Zusammenhang auch mit der Berücksichtigung von Verbräuchen bei Überschusseinspeisern beschäftigen, für die wir mit unserer selbstlernenden Eigenverbrauchsprognose bereits eine Lösung parat haben. Als letztes ist sicherlich noch die Notwendigkeit nach einer besseren Integration des Redispatch 2.0 Prozesses zu nennen, um wirtschaftliche Risiken in der Vermarktung zu reduzieren.

Für unser Produkt Flexibilitätswerk bedeutet dies, dass wir ganz klar noch tiefgreifender in Richtung Automatisierung und Skalierbarkeit arbeiten müssen, um die Wirtschaftlichkeit der Vermarktung stets sicherzustellen.

Sie haben über das Flexibilitätswerk bereits eine Vielzahl an stand-alone Batteriespeichern in der crossmarket Optimierung eingebunden. Wie wird sich Ihrer Meinung nach die Flexibilitätsvermarktung von Batteriespeichern in den nächsten fünf bis zehn Jahren entwickeln?

Der Aufbau von Batteriespeichern oder allgemein Speicher nimmt aktuell richtig Fahrt auf. Die Projekte überbieten sich immer mehr. Und natürlich ist das gut, weil es uns ermöglicht, erneuerbare Energien auch dann im System zu haben, wenn Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint. Perspektivisch wird es auch die Preisspitzen, aber auch die Anzahl der Stunden mit bzw. Höhe der negativen Preise reduzieren. Wir werden uns da aber über den Status Quo mit der cross-market-Optimierung weiter entwickeln. Die Batteriespeichervermarktung wird sich strukturell weiter wandeln, u.a. gehe ich davon aus, dass zukünftig Batteriespeicher in Portfolien erneuerbarer Energien eingebettet werden und damit auch zur Reduktion von Imbalance genutzt werden.

Ein großes Thema wird aber auch die Begrenztheit der Netzanschlüsse werden. Hier werden aus meiner Sicht stand-alone Speicher an ihre Grenzen stoßen. Aus meiner Sicht sind daher insbesondere gewerblich und industriell genutzte Netzanschlusspunkte interessant, die dann eher in einer multi-use Vermarktung betrieben werden. Dazu müssen aber auch noch regulatorische Regeln sich einmal anpassen und die Bremse gelöst werden. Auch das Thema co-located ist interessant, wo wir mit dem Produkt Flexibilitätswerk gute Features bereitstellen.

Die Flexibilitätsvermarktung behind-the-meter ist energiewirtschaftlich deutlich komplizierter als die Vermarktung von stand-alone Speichern. Wie sehen Sie hier die Potentiale?

Potentiale der behind-the-meter Vermarktung sind immer liegenschaftsspezifisch. Um das zu bewerten, haben wir einen Benchmark entwickelt, der auf Basis der lokalen Bedingungen verschiedene Möglichkeiten bewertet. Hierzu gehört die Stromkostenoptimierung, das PV-Shifting aber auch die komplette freie Optimierung, immer in Verbindung mit einer kostenoptimierten Eigenverbrauchsoptimierung. Diese Art der Optimierung haben wir auch schon in das Produkt eingebettet.

All diese Anwendungsfälle benötigen natürlich immer die energiewirtschaftlichen Akteure, wie Energieversorger oder Direktvermarkter und man muss dies noch in die typischen Handelsprozesse einbinden können, keine einfache Sache. Mit unseren Vermarkterkunden können wir hier den Anlagenbetreibern bereits Angebote machen.

Demonstration auf der E-world
Noch offene Fragen? Interessierte Fachbesucher können sich vom 11. bis 13. Februar 2025 am Stand 4E111 in Halle 4 über die Möglichkeiten der integrierten Energievermarktung informieren.